Die Leiden...
eines Mathestudenten.
Wieso tue ich das eigentlich?
nuddles. am 09. November 13
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Das erste Mal.
Der Titel mag vielleicht die falschen Assoziationen hervorrufen.
Aber ändern werde ich ihn nicht.
Es geht darum, wie ich meinen Freund das erste Mal gesehen habe. Geschrieben hatten wir schon eine längere Zeit. Seit November. Und gesehen haben wir uns im März.
Die Monate zogen sich lang, wie zäher Kaugummi. Gesagt, dass wir füreinander, entgegen aller Vernunft, Gefühle empfinden, sagten wir uns im Dezember.
Meine Güte..
Wie wir uns vorerst stritten, verletzt waren, weinten, sagten, dass das alles doch vollkommen verkehrt ist.
Dabei kam die Frage auf, was eigentlich verkehrt sei.
Dass wir miteinander schrieben? Das kann wohl kaum ein Verbrechen sein. Nein.
Dass man füreinander fühlte und nicht ohne einander konnte? Wie man litt, wenn der andere nicht in irgendeiner Form bei einem war?
Allerhöchstens, dass man sich vermissen musste, war ein Verbrechen.
Also plante man, geheim und entgegen aller vorherigen "Prinzipien", die man besaß.
Da stand ich morgens auf. Mit unglaublich klopfendem Herzen. Nie habe ich es für möglich gehalten, dass ein Herz so laut und stark klopfen konnte. Machte mich fertig, achtete mehr als genau darauf, ein vernünftiges Erscheinungsbild darzubieten.
Ging aus dem Hause. Zum nächsten Bahnhof. Selbst jetzt, wenn ich alles nacherzähle.. Wirkt es sogar in meiner Erinnerung unwirklich. Kaum zu glauben, dass dies wahr ist. Und der Zug fuhr. Fuhr und fuhr.
Ich kam eine halbe Stunde zu früh zu unserem Treffpunkt an. Also schlenderte ich durch den Bahnhof, schaute auf die Anzeigetafel, dir mir genau das sagte, was ich bereits schon wusste. Dass er in einer halben Stunde da sein würde.
Also ging ich zur nächsten Buchhandlung, schaute mich dabei aber mehr als unaufmerksam um. Einfach, um irgendetwas zutun zu haben. Kaufte mir einen Pfefferminztee. Fragt mich nicht, warum Pfefferminztee.
Als ich noch zehn Minuten hatte, ging ich zum Steig. Und wartete dort. Lief einem Pasanten über die Füße, wofür ich mich nervös und überschwenglich entschuldigte. Als der Zug einfuhr, hörte ich nur mein Herz. Ich war so schrecklich aufgeregt. Starrte auf eine Türe, die sich vor mir öffnete. Und, es war reiner Zufall, er stieg dort aus.
Ich habe nie richtig verstanden, was die Leute in ihren Büchern meinten, als sie schrieben, die Zeit würde stehen bleiben und alles bewege sich langsamer.
Jetzt weiß ich, was damit gemeint ist. Das wünsche ich jedem. Dieses Gefühl zu erfahren.
Ich war verzaubert. Einfach verzaubert.
Strecke meine Hand aus, um ihn aus dem kleinen Pulk von Menschen zu ziehen.
Wir lächelten einander nicht an. Entgegen all meiner Vorstellung. Nahmen uns nur an die Hände und umarmten uns.
Die ersten Worte, die er rausbrachte, waren:"Ich wusste, dass du die schönste Frau auf der ganzen, weiten Welt bist."
Solche Worte machen sprachlos.
Ganz und gar sprachlos.
Langes Schweigen.
Ich schäme mich.
Bewunderswert ist es, wenn Menschen regelmäßig etwas in ihren Blog schreiben, über Dinge berichten, die Muse haben. Die Disziplin.
Welche ich eindeutig nicht hatte. Das tut mir aufrichtig Leid.
Und dabei habe ich viel zu erzählen. Sogar sehr viel.
Wer vielleicht meine frühreren Einträge kennt, weiß, um wen es geht. Wer mein Herz in sich trägt.
Wir sind nun zusammen, seit knapp 11 Monaten. Fast elf Monate..
Es trennen uns keine 300km mehr voneinander.
Ich muss nicht mehr mit meinem Gewissen ringen, meinen Eltern habe ich gebeichtet und mir Streitereien und Schweigen für Monate eingehandelt, aber das war schließlich nicht anders zu erwarten. Er ist nun hier.
Für immer und ewig hier. Und mein Herz krampft sich zusammen, bei dem Gedanken, dass er nicht länger nur eine Illusion, eine Hoffnung, bestehend aus geschriebenen Worten und leichten Windzügen, ist. Sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Jemanden, den ich berühren kann. Der mich ansieht. Immer liebevoll ansieht.
Nun. Es begann alles mit einem Gespräch in der Nacht, klopfendem Herzen, quälendem Schweigen, Sehnen, Wiedererlangen, Gewissenskämpfe, Kälte, einem Hinwegsetzen über alles klare, rationale. Einem Kuss..
Nie werde ich vergessen, wie es war, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.
Verliebt schon bei dem ersten geschriebenen Worten, stand ich da. Verliebt in jemanden, den ich noch nie wahrhaftig vor mir habe stehen sehen.
Und doch so.. voller Hingabe.
Wie ich dort stand, mit wackeligen Knien, in eine Richtung starrend.
...
Nehmt mir mein Schweigen nicht Übel und verzeiht mir.
Mit den allerliebsten Grüßen.