Das erste Mal.
Der Titel mag vielleicht die falschen Assoziationen hervorrufen.
Aber ändern werde ich ihn nicht.
Es geht darum, wie ich meinen Freund das erste Mal gesehen habe. Geschrieben hatten wir schon eine längere Zeit. Seit November. Und gesehen haben wir uns im März.
Die Monate zogen sich lang, wie zäher Kaugummi. Gesagt, dass wir füreinander, entgegen aller Vernunft, Gefühle empfinden, sagten wir uns im Dezember.
Meine Güte..
Wie wir uns vorerst stritten, verletzt waren, weinten, sagten, dass das alles doch vollkommen verkehrt ist.
Dabei kam die Frage auf, was eigentlich verkehrt sei.
Dass wir miteinander schrieben? Das kann wohl kaum ein Verbrechen sein. Nein.
Dass man füreinander fühlte und nicht ohne einander konnte? Wie man litt, wenn der andere nicht in irgendeiner Form bei einem war?
Allerhöchstens, dass man sich vermissen musste, war ein Verbrechen.
Also plante man, geheim und entgegen aller vorherigen "Prinzipien", die man besaß.
Da stand ich morgens auf. Mit unglaublich klopfendem Herzen. Nie habe ich es für möglich gehalten, dass ein Herz so laut und stark klopfen konnte. Machte mich fertig, achtete mehr als genau darauf, ein vernünftiges Erscheinungsbild darzubieten.
Ging aus dem Hause. Zum nächsten Bahnhof. Selbst jetzt, wenn ich alles nacherzähle.. Wirkt es sogar in meiner Erinnerung unwirklich. Kaum zu glauben, dass dies wahr ist. Und der Zug fuhr. Fuhr und fuhr.
Ich kam eine halbe Stunde zu früh zu unserem Treffpunkt an. Also schlenderte ich durch den Bahnhof, schaute auf die Anzeigetafel, dir mir genau das sagte, was ich bereits schon wusste. Dass er in einer halben Stunde da sein würde.
Also ging ich zur nächsten Buchhandlung, schaute mich dabei aber mehr als unaufmerksam um. Einfach, um irgendetwas zutun zu haben. Kaufte mir einen Pfefferminztee. Fragt mich nicht, warum Pfefferminztee.
Als ich noch zehn Minuten hatte, ging ich zum Steig. Und wartete dort. Lief einem Pasanten über die Füße, wofür ich mich nervös und überschwenglich entschuldigte. Als der Zug einfuhr, hörte ich nur mein Herz. Ich war so schrecklich aufgeregt. Starrte auf eine Türe, die sich vor mir öffnete. Und, es war reiner Zufall, er stieg dort aus.
Ich habe nie richtig verstanden, was die Leute in ihren Büchern meinten, als sie schrieben, die Zeit würde stehen bleiben und alles bewege sich langsamer.
Jetzt weiß ich, was damit gemeint ist. Das wünsche ich jedem. Dieses Gefühl zu erfahren.
Ich war verzaubert. Einfach verzaubert.
Strecke meine Hand aus, um ihn aus dem kleinen Pulk von Menschen zu ziehen.
Wir lächelten einander nicht an. Entgegen all meiner Vorstellung. Nahmen uns nur an die Hände und umarmten uns.
Die ersten Worte, die er rausbrachte, waren:"Ich wusste, dass du die schönste Frau auf der ganzen, weiten Welt bist."
Solche Worte machen sprachlos.
Ganz und gar sprachlos.